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Vorbemerkung
Als eine Transliteration zielt unsere Umschrift bereits auf das Leseverständnis und Schreibenlernen des Griechischen, nicht lediglich auf das Hörverständnis oder die Aussprache. Eta und Omikron etwa werden dazu mit einem Überstrich (Makron) markiert, Ē Ḗ, ē ḗ, Ō Ṓ, ō ṓ. Das Lautschriftbild Ġiṓrġos Ntaláras gäbe Γιώργος Νταλάρας wieder, ausgesprochen wie „iórgos daláras“ (bei Personnennamen bevorzuge man die international übliche bzw. die vom Namensträger bevorzugte Form).
Selten und in Anführungszeichen setzen wir eine vereinfachte Lautschrift daneben, die den Sprachklang abbildet, die Phonetik, und dazu etwa das Y vor harten Konsonanten als F, vor weichen als V schreibt (das V werde wie das deutsche W gesprochen). Diese vereinfachte Lautschrift soll etwa klangverändernde Bindungen über Wortgrenzen erkennbar machen oder die erweichte, weiche Realisierung des S vor dem M und dem Beta (Β, β).
Aus Gründen besserer Lesbarkeit setzen wir das Fragezeichen (ερωτηματικό), das Griechische verwendet das Zeichen ; (ein Semikolon), auch in der Umschrift auf Abstand, nach einem Leerschritt.
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Ευρώπη ◄ griechisch
Eyrṓpē ◄ Leseverstehen
„Evrópi“ ◄ Hörverstehen
Europe, Europa ◄ englisch, deutsch
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Δημοκρατία
dhēmokratía ( „dhimokratía“ )
democracy, Demokratie
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τηλέφωνο
tēléfōno ( „tiléfono“ )
telephone, Telefon
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Που είναι η στάση του λεωφορείου ;
Poy eínai ē stásē toy leōforeíoy ? „Pu íne i stási tu leoforíu ?“
Where is the bus stop? Wo ist die Bushaltestelle?
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Δεν ξέρω.
Dhen xérō. „Dhenggzéro.“
I don’t know. Ich weiß nicht.
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Αυτό, this, „dieses, dies hier“, in unserer Lautschrift aytó, vereinfacht aftó.
Οργανισμός, organizëm, organism, „Organismus“, Lautschrift organismós, gesprochen „organizmós“.
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Zum Thema
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Akzentzeichen
Der Akut meint im heutigen Griechischen einen Druckakzent, keinen Längenakzent.
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„Z und S klingen bei euch …“
Unser Z, z (griech. Ζήτα: Ζ, ζ) ertöne stets weich (stimmhaft) wie in Sonne.
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Σίγμα, das Sigma
Unser Umschrift-S oder Umschrift-s (Majuskel Σ, Minuskel im Wort σ, Minuskel am Wortende ς) erklingt grundsätzlich hart (stimmlos) wie in Wasser. Nur vor stimmhaften Konsonanten wird es weich (stimmhaft), vereinfacht umschrieben mit „z“.
„Das S also grundsätzlich hart (stimmlos) wie in Fluss …?“
Ja oder wenigstens beinahe Ja.
Vor den weichen Konsonanten My ( m ) und Beta ( v ) allerdings wird das Sigma ( s ) ebenfalls weich. Etwa das griechische Wort für Organismus (οργανισμός), andere Texte folgen dem anfängerfreundlichen (?), jedenfalls klangorientierten Transkription und schreiben orghanizmós, wir schreiben auch vor dem m das korrekte Sigma (s), orġanismós.
Unauslöschlich, unvergänglich: άσβεστος ásbestos ( “ázvestos” ).
“Zahlen bitte, die Rechnung bitte”, to loġariasmó, parakalṓ. ( “to loġariazmó” ).
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„Délta ( Δ, δ ) und Théta ( Θ, θ ) …“
Der „stimmhafter th-Laut“, der stimmhafte dentale Frikativ [ ð ] wie in engl. „they“, „father“, das Delta also wird hier Dh, dh geschrieben (auch vereinfacht schreiben wir „dh“, „dhélta“, um den korrekten griechischen Klang zu entsprechen). Der „stimmlose th-Laut“, der stimmlose dentale Frikativ [ θ ] wie engl. „think“, „thread“, wird mit Th, th wiedergegeben, wie in den (lateinbasierten) Schriften Westeuropas allgemein üblich (anthropologisch, Theologie usw.).
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Das Eta ( Ήτα, ēta, „íta“ )
Η η dargestellt als Ē ē , ngr. Aussprache jeweils als kurzes „i“.
Ή ή dargestellt als Ḗ ḗ , Aussprache ebenfalls kurzes „i“.
(Worte wie Demokratie, Δημοκρατία oder Telefon, τηλέφωνο werden hier zu dhēmokratía „dhimokratía“ und zu tēléfōno „tiléfono“.)
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Das Omega
Ω ω als Ō ō , Aussprache als kurzes, offenes „o“ wie in Gott, hoffen (das Omikron spricht sich neugriechisch ebenso).
Ώ ώ als Ṓ ṓ , Aussprache neugriechisch ebenfalls ein kurzes, offenes „o“.
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Die Sache mit dem Ypsilon
Das griechische Υ υ wird hier dargestellt als Y y. Entsprechend Ύ ύ als Ý ý. Die jeweilige Aussprache des Ypsilon variiert, nur am Wortbeginn oder zwischen zwei Konsonanten klingt es als „I, i“, bei vorangesetztem Omikron jedoch als „U, u“, vor harten Konsonanten als „F, f“ und vor weichen Konsonanten als, hier bekanntlich stets weiches, „V, v“. Kurz gesagt, bei uns gilt: Ypsilon bleibt Ypsilon.
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Griechische Umlaute …
… bleiben hier durchaus Transliteration (und nicht Transkription), ein oi ist stets als „i“ zu sprechen, ein ai als kurzes, offenes „e“. Das ei ist ein weiteres „i“.
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„Βήτα ( Β β ) „víta“, das neugriechische Beta …“
Weich (stimmhaft) wie Wind oder Welle.
Unsere eigentliche (textorientierte) Umschrift: B, b, Βόλος = Bólos.
Unsere vereinfachte (klangorientierte) Umschrift: „V, v“, Βόλος = “Vólos”.
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„P, T, K …“
… im Griechischen so weich wie nur möglich, ermahnen deutsche Anfänger einander. Sprachkenner, und solche wollen wir ja werden, wissen es genauer und kennen den Unterschied aspiriert nichtaspiriert. Aspiration, von lat. aspirare, „Luft aushauchen“. Behauchung bedeutet in der Phonetik, dass ein Laut, meistens ein Plosiv, von einem hörbaren Hauchgeräusch begleitet wird, dem arabischen ( ح ) (DMG Ḥ, ḥ) ähnlich. In der IPA-Lautschrift wird die Aspiration durch ein hochgestelltes „h“ (ʰ, Unicode MODIFIER LETTER SMALL H U+02B0) gekennzeichnet.
Zumeist ohne es zu wissen geschweige denn zu bemerken, stößt der Deutsche hinter jedem p, t oder k den Atem zwar ganz kurz, aber durchaus heftig aus, explodiert ein wenig, knallt ein winziges „hha“, sagt sozusagen phha, thha, khha!! Bereits das „K“ im französischen Wort le café klingt sehr viel zarter denn das deutsche Kaffee, und im Griechischen alles nochmal eine Stufe weicher (falsch), ganz und gar unaspiriert (richtig).
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Konsonantenkombinationen
Was sich in unserer Lautschrift, also lateinbasiert, Mp Nt Gk schreibt, wird in griechichen Worten und zu Beginn eines Wortes gesprochen wie deutsch „B-“ , „D-“ , „G-“ . Fremdwörter betreffend gilt das sogar im Wortinnern.
Griechisch geschriebene aufeinander folgende Konsonanten in έμπο, έντο, έγκο, werden bei uns geschrieben émpo, éndo égko und erzeugen, nämlich im Wortinnern, die schönen Klänge „émbo, éndo, énggo“.
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K vor i …
… wird palatalisiert (am Gaumen melodisch verwandelt), wie man es beispielsweise im Polnischen bei „ni-, nie“ machen würde, für deutsche Ohren und Zungen erklärt mit einem sehr weichen „ch“ verschmolzen oder einem deutschen „j“ verschmolzen, leicht verschoben hin zu etwas Eigenem, Neuem.
Palatalisierung wird in der IPA-Lautschrift mit dem Zeichen [ʲ] dargestellt: [pʲ, tʲ, sʲ] etc. In Slawistik wird eine Umschrift mit den Konsonanten nachgestellten hochgesetzten Strichen verwendet: /g′/, /d′/, /f′/ usw. im Gegensatz zu /g/, /d/, /f/.
Das Wort Sonntag, Κυριακή, bei uns Kyriakḗ und „Kiriakí“, ließe sich etwa als Cyriacḗ „Ciriací“ wiedergeben. Wir hingegen bleiben beim „K“ für jedes Kappa. Man bemühe sich, das Kappa vor i so griechisch wie nur irgend möglich auszusprechen, also wie kʲ oder „c“.
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N vor i …
Nach IPA das Zeichen ɲ, etwa νοιάζομαι, bei uns noiázomai „niázome“ (sich um etwas oder jemanden kümmern, etwas hegen und pflegen), nach dem System IPA /ˈɲazome/, oder πανιά paniá /paˈɲa/ (ανεβάζω τα πανιά, die Segel setzen). Gesprochen wie beim berühmten spanischen Buchstaben eñe [ˈeɲe], dem Ñ bzw. ñ.
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Vokal am Wortbeginn
Der Deutsche muss sich abtrainieren, vor jedem Wort das mit einem Selbstlaut beginnt einen Stimmabsatz zu sprechen, das zu sprechen also, was im Arabischen ein Hamza (همزة) wäre, geschrieben (ء), ein stimmloser glottaler Plosiv (Glottisverschlusslaut), DMG ( ʾ ). Man beachte … das deutsche Wort beachte, ein winziger Knacklaut trennt be- von -acht, [bəˈʾaxtə].
Weiteres Beispiel ist das geschriebene „ei“ in vereinen [fɛrˈʾainən], dieser Stimmritzenverschlusslaut fehlt hingegen zu Beginn des Umlauts in bereinigen [bɛrˈainigən].
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Gamma
Das Gamma — Γ γ — umschreiben wir mit Ġ, ġ.
Das Gamma zeigt jedenfalls im Hochgriechischen und in vielen Landesteilen Griechenlands kaum Gemeinsamkeit zum deutschen G. Vielmehr ist es vor dunklen Vokalen (a, o, u) ein Gaumen-R, erklingt derartig rauchig, weich und tief aus der Kehle wie das arabische, gemäß DMG-Standard mit Ġ, ġ und ansonsten oft mit Gh, gh romanisierte Ghain — ﻍ — , im Klang nicht sehr anders also als ein R im Französischen oder Hochdeutschen. Nur dort, wo Einheimische das Gamma so ähnlich aussprechen wie Deutsche das (hochdeutsche) G, darf Reisende es, ohne sich daran zu gewöhnen, ausnahmsweise ebenfalls so halten.
Vor e und i wird die Aussprache des neugriechischen Gamma halbvokalisch, ungefähr zum Klang des deutschen J, j. Unsere Umschrift belässt es auch in diesen Fällen beim Zeichen Ġ / ġ.
Unsere vereinfachte Umschrift hingegen benutzt zur Darstellung des Gamma vor den dunklen Vokalen (a, o, u) Gh, gh, vor den hellen Vokalen (e und i) „Yi“, „yi“.
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Rho
Das Rho — Ρ ρ — ist das aus vielen Sprachen, und dabei sogar aus einigen deutschen Dialekten bekannte Zungenspitzen-R. Wem zu intonieren das noch schwer fällt, kann einstweilen das englische R anwenden.
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